Gliederung:
Auf keinen Fall:
1) Holen Sie sich nur einen Papagei! (= Tierquälerei und gesetzeswidrig)
2) Nehmen Sie einen Papagei aus Handaufzucht (= Fehlprägung)
3) Kaufen Sie Sprachperlen (= bestehen aus Getreide und Zucker/Honig)
4) Beschäftigen Sie sich mit Ihren Vögeln (= darf die Auslastung der Vögel nur ergänzen)
Ein Versuch wert:
5) Methoden, die am ehesten zum Erfolg führt (= es gibt keine Garantie, dass Ihre Vögel lernen zu sprechen)
Zu beachten:
6. Papageien können jedes Geräusch nachmachen - was dann wirklich nerven kann.
Wie ein Papagei sprechen lernt - dazu gibt es im Internet und sogar in speziellen Büchern jede Menge Tipps - die jedoch bei Umsetzung für das Tier teilweise schreckliche Folgen haben können.
Als erstes sollten Sie wissen, dass es sehr viele Papageien gibt, die NIE sprechen lernen werden / wollen. Die diesbezüglichen Versprechen der Züchter, Verkäufer oder auch die Aussagen in vielen Büchern sind schlichtweg falsch. Denn egal, ob Sie einen "sprachtalentierten" Graupapagei kaufen oder nicht. Sie werden nie die Garantie haben, dass Ihr Tier "plappert wie ein Papagei" - egal was Sie machen. Von diesen Tieren, die die Erwartung der Halter nicht erfüllen, hört und liest man aber natürlich nichts in den Zeitungen oder bei Youtube / Instagram & Co. Wollen Sie ungeschönte Informationen, fragen Sie doch bitte bei Papageienschutz-Organisationen (z.B. www.Papageienschutz.net) nach. In diesen Auffangstationen für "entsorgte" Papageien werden Sie korrekte Informationen zum Thema Papageienhaltung erhalten. - Die Problematik sehe ich hauptsächlich in den falschen Erwartungen, die Papageieninteressenten haben. Durch Videos, Bücher, Fernsehauftritte, Shows über sprachbegabte Tiere werden falsche Erwartungen geweckt. Die Enttäuschung und der Frust der Papageienhalter ist dann groß, wenn das "Sprachtalent" nicht redet. Oder aber, wenn er redet, dafür aber verhaltensgestört (z.B. Rupfer) ist.
Beispiele - wir wissen nicht, wie die Tiere dazu gebracht wurden, d.h. Dressur? (so z.B. Fütterung ausschließlich als Belohnung für das Sprechen). Ich unterstelle keinem Halter aus den Beispielvideos, dass er seine Tiere zum Sprechen gezwungen hat! Es sind nur Beispiele die bei Papageieninteressenten zu falschen Erwartungen führen können.
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Nun zu den mir bekannten Tipps und deren Bewertung auf Sinn und Unsinn:
1)" Holen Sie sich nur einen Papagei!"
Papageien alleine zu halten ist gesetzeswidrig und Tierquälerei!(Quelle: bundeseinheitliches Tierschutztesetz). Und selbst bei einzeln gehaltenen Papageien gibt es sehr viele Papageien, die niemals reden. Dazu kommen sehr häufig massive gesundheitliche Schäden. Viele diese Tiere verkümmern regelrecht.
Hierzu muss man wissen:
Papageien leben in der Natur nie alleine, es sind nicht nur Schwarmvögel, sie haben auch einen festen Partner. Es geht sogar noch weiter: Wild lebende Papageien unternehmen auch nie etwas alleine. D.h. sie fliegen gemeinsam zum Schlafbaum, suchen gemeinsam Futter, betreiben Gefiederpflege... Wer mehrere Vögel hat kennt es: Beginnt der Halter / ein einzelner Vogel zu fressen, sind sofort alle am Futternapf. Putzt sich ein Vogel, putzen sich im nächsten Moment alle.
- Was passiert mit Ihrem Papagei, wenn Sie Einkaufen oder zur Arbeit müssen? Schon ein kurzes alleine lassen - wenn Sie z.B. auf die Toilette müssen - löst Ängste bei ihm aus. Denn ein Papagei alleine ist z.B. immer eine gute Beute, daher wird hier die Urangst im Tier geweckt, es wird gestresst.
- In Gefangenschaft versucht das Tier, seine natürliche Bedürfnisse nach einem Partner auf das zur Verfügung stehende Lebewesen zu übertragen. Das kann dann ein Mensch, Hund, Katze - oder was auch immer zur Verfügung steht (ich habe auch schon von einer Schildkröte gehört) sein. Zum Vergleich: Das wäre so, als dürften Sie nie mit einem anderen Menschen Kontakt aufnehmen. Ein Hundehalter käme nie auf die absurde Idee, seinem Hund den kompletten Kontakt zu anderen Hunden zu unterbinden. Warum wird dies aber bei Papageien immer noch so oft getan?
Einzelhaltung ist Tierquälerei - und kann zu massiver Geldstrafe oder / und Beschlagnahmung des Tieres führen.
2) "Nehmen Sie einen Papagei, der mit der Hand aufgezogen wurde!"
Hier passiert nichts anderes, als eine Fehlprägung auf den Menschen. Hierbei ist zumindest der Faktor maßgebend, ab wann die Handaufzucht erfolgt ist (Handaufzucht ist schon ab dem Tag der Eiablage möglich).
Auch bei Papageien aus einer Handaufzucht haben Sie keine Garantie, dass Ihr Papagei sprechen lernt. Jedes Tier ist anders. Es gibt Plappermäuler und es gibt absolute Sprachmuffel. Sie wissen vorher nicht, wie sich Ihr Papagei verhalten / entwickeln wird.
Sie müssen sich immer vor Augen halten: Handaufzuchten werden nur gezüchtet, weil wir Menschen dann (angeblich) einen zahmeren Papagei haben als mit Naturbrut. Der Vogel selber hat durch die Handaufzucht in keinster Weise einen Vorteil, im Gegenteil!
In allen Fällen schadet eine Handaufzucht langfristig den Papageien:
a) Sie bekommen nicht das natürliche Startfutter der Elterntiere (Kropfmilch). Diese kann bisher wohl noch nicht künstlich nachgebildet werden. Es hat aber meines Wissens die selbe Bedeutung, wie für ein Menschenkind die erste Muttermilch, in der besonders viele Abwehrstoffe enthalten sind.
b) Den Küken fehlt die natürliche Brutpflege der Eltern. Keine Wärmelampe, kein weiches Handtuch und kein Mensch kann die echte natürliche Pflege durch die Eltern ersetzten. Diese halten die Küken immer auf richtige Temperatur, sorgen für die richtige Feuchtigkeit, füttern immer zur rechten Zeit … Sitzen die Elterntiere am / im Nest, findet eine ständige Kommunikation zwischen Küken und Eltern statt. Schauen Sie sich Videos an, wie bei einer Naturbrut gehudert wird. Das kann KEIN MENSCH.
c) Handaufzuchten lernen nur schwer, wie sich Artgenossen untereinander verständigen.
Dies führt zu großen Problemen, wenn man ihnen einen Vogelpartner geben möchte. Sei es die Körpersprache oder auch natürliche Papageienlaute - ein handaufgezogener Vogel weiß nicht, was der andere Papagei ihm sagen will.
d) Unarten bei Papageien werden durch Handaufzucht gefördert:
In der Natur erziehen Papageieneltern und später andere ältere Papageien die Jungtiere. Diese Möglichkeit wird den Papageien bei Handaufzucht weitestgehend genommen.
Sie bekommen im Prinzip bei Handaufzucht einen nicht erzogenen, meist seelisch nicht stabilen, Rüpel. Spätestens in der Pubertät (3-4 Jahre alt) macht sich dies häufig durch Beißen bemerkbar. Und diese Bisse tun dann richtig weh, weil Ihre Handaufzucht nicht gelernt hat, wie fest man zubeißen darf. Seelisch nicht stabil: Durch die Hormone gesteuert sucht Ihr Papagei einen Partner, findet diesen aber nicht oder kann mit ihm nicht kommunizieren - beides katastrophal für das Tier. Sie wollen der Ersatzpartner für Ihren Vogel sein? Das können Sie nicht. Sie werden kaum mit ihm rund um die Uhr zusammen sein können, ihn begatten, mit ihm Junge großziehen. Auch ein anderes artfremdes Tier - selbst ein anderer artfremder Papagei - kann den Geschlechtspartner Ihres Papageis nicht ersetzten. So ist es sinnlos, einem Graupapagei eine Amazone als Partner dazuzusetzen. Es ist ein genauso großer Irrtum, dass es gut für die Tiere ist, wenn man ein Kaninchen mit einem Meerschweinchen vergesellschaftet.
Jacko singt nur in Anwesenheit seines menschlichen Betreuers. Stellt man seine "Vogelpartnerin" neben ihn, schweigt er laut Bericht. Sieht man sich die Tiere bei der Präsentation an, fällt auf, dass die Partnerin im extra Käfig neben Jacko steht. Jacko macht auch keinerlei Anstalten, zu seiner Vogelpartnerin zu kommen, ignoriert sie - im Gegensatz zum Menschen, auf den er sofort reagiert. Um zu beurteilen, inwiefern er seine Vogelpartnerin überhaupt als Partner annimmt, müsste man Beide im Freiflug / Voliere sehen. Kuscheln sie dort, füttern sie sich gegenseitig - zeigen sie also zumindest dort ein natürliches Verhalten? Ruft man die Informationsseite vom Papageienpark Bochum auf, sieht man Jacko dort zwar in einer großen Voliere mit seiner Partnerin. Aber auch hier ignoriert er sie, reagiert nur auf den Menschen. Meiner Anfrage beim Papageienpark Bochum wurde diesbezüglich ausgewichen. Es wurde mir nur gesagt, dass er eine Partnerin habe. Die Frage nach Handaufzucht Ja oder Nein, wurde nicht beantwortet.
Ich kann von einer Fehlprägung nur aufgrund der mir vorliegenden Informationen sprechen. Natürlich mag Jacko ein komplett normales Papageienverhalten haben. Möge sich sein eigenes Urteil bilden.
Fazit: Handaufzuchten können zu massiven Verhaltensproblemen führen!
3) "Kaufen Sie Sprechperlen!"
Im Handel gibt es sogenanntes "Funktionsfutter" zu kaufen. Eines davon ist z.B. "Sprech-Perlen" von Vitakraft. Liest man sich die Herstellerinformationen genauer durch, ist dieses Futter aber nichts anderes, als ein Motivations- / Belohnungsfutter. Es handelt sich hauptsächlich um Getreide (über 80 %). Mit Dextrose = Zucker und Bienenhonig wird es für die Tiere als Leckerbissen attraktiv gemacht und soll laut Futterempfehlung des Herstellers täglich als Snack in einer kleinen Portion gefüttert werden.
Aus Gesprächen mit anderen Papageienhaltern weiß ich, dass viele davon ausgehen, dass alleine schon die Futterzugabe dieser "Sprechperlen" den Papageien zum Reden bringen sollen.
Natürlich klappt das nicht. Gerne hätte ich hier eine Erklärung der Hersteller, wie das funktionieren soll.
Spezielles Futter, dass einen Papagei zum Sprechen bekommen soll, gibt es meiner Meinung nach nicht, daher helfen Sprechperlen nicht, einem Papagei das Sprechen beizubringen. Sollte das Futter als Belohnungsfutter gedacht sein (für gezielte Papageiendressur), kann man schließlich jedes x-beliebige Futter nehmen, das die Tiere gerne fressen.
4) "Beschäftigen Sie sich viel mit Ihrem Vogel!"
Für mich gilt die Regel: Ein zufriedener Papagei braucht uns Menschen nicht zur Unterhaltung. Die Tiere müssen sich eigenständig genug auslasten können, genug soziale Interaktionen untereinander haben. Das setzt voraus, dass Sie mindestens ein Paar artgleiche Vögel halten.
Das schließt natürlich nicht aus, dass Sie sich trotzdem mit ihnen beschäftigen - so lange das Tier es auch will. D.h. Ihr Tier muss frei wählen dürfen, ob es vom Menschen bespaßt werden will oder nicht. Hier kommt es wiederum auf den Charakter Ihrer Tiere an. Es gibt Papageien, die wollen vom Mensch in Ruhe gelassen werden. Nimmt man darauf keine Rücksicht, sind Verhaltensstörungen vorprogrammiert.
Zusammenfassung:
Ihr Papagei braucht Sie nicht, um glücklich zu sein. Fängt er trotzdem freiwillig einfach an, Sie nachzusprechen, ist es für Sie erfreulich. Es sollte jedoch nie so sein, dass das Tier zu sprechen anfängt, weil es das muss!
5. Hilfreiche Versuche, die Vögel zum Sprechen zu bekommen
Verknüpfen Sie einzelne Wörter mit Handlung.
Je mehr ich auf ein Geräusch reagiere (z.B. wenn ich schnell zum Feuermelder laufe, weil der als Anzeige leere Batterie, piepst, desto eher lernen sie das Geräusch / Wörter).
Beispiele:
- Tiere bekommen Futter "Lecker, lecker" (meine kombiniert daraus "Lecker, lecker uups"
- Begrüßung morgens: "Guten morgen!" (bei meinen keine Reaktion)
- Abends: "Gute Nacht meine Süßen" (wurde nach nicht einmal einer Woche 1 zu 1 so von meiner nachgesprochen)
- Wenn etwas herunterfällt "Hoppala" (wird kopiert)
- wenn sie sich aufregen "Alles guuut" (wird wiederholt, wenn sie sich aufregen)
- peek-a-boo (sich verstecken, dann wieder zeigen mit "Huhu", "Kuckuck" usw.)
Wiederholen Sie die Wörter immer und immer wieder.
Aber auch das ist keine Garantie dafür, dass die Tiere die Wörter nachsprechen. Es gibt Wörter, die meine Grauen auch nach 2 Jahren einfach nicht sprechen wollen, obwohl wir die häufig wiederholen. Andere Wörter werden nach nur einmal hören aufgeschnappt und wiederholt. So habe ich erfreut den Namen meiner Tochter gesagt, als sie mich anrief - am nächsten Tag wurde ich von meiner Grauen damit begrüßt. Meine machen aber viel lieber Geräusche als Wörter nach. Da ist sicher jedes Tier individuell.
Reagieren Sie, wenn Ihr Vogel Wörter / Geräusche nachmacht. Aber Achtung: auch eine genervte Reaktion kann dazu führen, dass Ihr Vogel begeistert das Geräusch nachmacht. So haben meine vom Vorbesitzer ein gebrülltes "Leise sein", "Ruhe" aufgeschnappt. Interessanterweise kombinieren sie schrilles Kreischen / Schreien / Alarmtöne mit anschließendem "Ruhe". Den Zusammenhang haben sie also erkannt.
6. Papageien machen nicht nur Geräusche / Sprüche, die wir Menschen lieben.
Hier eine Auswahl meiner Grauen. Leider haben sie beim Vorbesitzer einiges gelernt, was für uns weniger erfreulich ist.
* Piepsen von der Müllabfuhr, wenn diese rückwärts fährt
* Auto? Alarmanlage
* Piepsen Fehlfunktion Saugroboter
* Telefon
* Feuermelder
* WhatsApp-Benachrichtungstöne (habe schon 3 x umstellen müssen)
* Wecker
* "LEISE sein"
* "Ruhe!"
* Nase hochziehen
* pupsen
* rülpsen
* "Scheiße"
* piepsen der Mikrowelle
* piepsen Warnung vom Herd, wenn man die Temperatur erhöht / erniedrigt
* "Alexa"
* Pfiff nach dem Hund
* Tief ausschnaufen mit "Ach jaaa"
* Stöhnen
Alle Angaben beziehen sich auf Dez 2014.