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Donnerstag, 15. Juni 2023

Papageien / Ziervögel verschicken / Tierversand

Papageien gibt es im Verhältnis zu anderen Haustieren relativ wenig. So sind diese teilweise viele Stunden Autofahrt entfernt.

Wie kommen die Tiere nun zu Ihnen?

Jeder Transport ist für die Tiere höchster Stress
Papageien und Sittiche und andere Vögel sind hochsensible Tiere. Die Tiere werden eingefangen, getrennt, kommen in eine "Kiste", werden in der Box / Käfig transportiert. Dieser Stress kann schlimmstenfalls tödlich enden. Bei meiner früheren Arbeit in einem Zoogeschäft waren etliche Male tote Tiere in einer Transportbox - diese Tiere hatten den Stress nicht überlebt. Stress ist auch mittelfristig schädlich: Die Abwehrkräfte werden geschwächt. Ihr Tier kann noch Tage nach dem Transport krank werden. Ein Transport kann Verhaltensstörungen (Rupfen!) auslösen.

Es gibt inzwischen viele Tierversandunternehmen. Auch findet man immer wieder Anzeigen, in denen "Versand möglich" angegeben ist. 

Tiertransporte unterliegen staatlichen Regeln: Der Transport ist in der für die EU geltenden Richtlinie 91/496/EWG und der dazugehörigen Verordnung (EG) Nr. 1/2005 geregelt. Sie ist in Deutschland mit der Tierschutztransportverordnung (TierSchTrV) umgesetzt. Diese gilt in erster Regel für Nutztiere, wird aber auch bei Ziervögeln angewendet. 

  1. Pro Tierversand 
  2. Pro persönliche Abholung
  3. Contra Tierversand
  4. Fazit

1. Was spricht für den Tierversand?

Nicht in allen Fällen hat der zukünftige Tiereigentümer die Möglichkeit, die Tiere selber abzuholen. Sei es, weil er kein Fahrzeug hat, er krank ist oder sonst wie verhindert ist. 


2. Was spricht für eine persönliche Abholung?

  • Transportzeit: Wenn ich selber die Tiere hole, habe ich zwar keinen Einfluss auf die Entfernung zum Tier selber, aber ich muss keine Umwege fahren (wie es bei  Transportunternehmen teilweise üblich ist, weil es an anderen Stellen auch Ware aufnimmt - abgibt). Fahre ich selber, kann ich die Fahrt so planen, dass ich verkehrsreiche Zeiten (Urlaubszeit, Stoßzeiten) vermeide.
  • Mit Ihrem Fahrstil beeinflussen Sie massiv das Wohlbefinden Ihrer Papageien. Diese sind in der Box ja nicht angeschnallt sondern rutschen z.B. bei den Kurven, Beschleunigen ... Sicherlich gibt es Tiertransportfahrer, die auch darauf Rücksicht nehmen - aber wirklich alle?
  • Papier ist bekanntlich geduldig - Stimmen die Angaben des Verkäufers? Bei einer persönlichen Abholung kann ich mir beim vorherigen Halter ansehen, wie die Tiere hier wirklich gehalten wurden. Ich sehe auch, wie mit den Tieren umgegangen wird, ob vielleicht noch andere Tiere (krank?) da sind.
  • Kein Risiko. Papageien kosten sehr viel Geld. Bei einer Abholung ist - wenn überhaupt - eine kleine Voranzahlung per Überweisung erforderlich. Der Rest wird bar bei Übergabe bezahlt. Entsprechen die Tiere nicht Ihren Erwartungen, können Sie hier noch vom Kauf zurücktreten. Wenn Sie sich die Tiere zuschicken lassen, bezahlen Sie spätestens dann, wenn das Transportunternehmen Ihnen die Tiere übergibt - und zwar bevor Sie die Box öffnen. Bis dahin ist das Transportunternehmen in aller Regel schon wieder weg. Was tun Sie, wenn die Tiere nicht so sind wie beschrieben?
  • Persönlicher Kontakt, Möglichkeit zu Fragen. Oftmals ist dies persönlich besser als per Telefon oder Mail. Kennt man sich erst einmal, berät ein Züchter auch eher weiter.
  • Möglichkeit, z.B. Voliere, Spielsachen usw. mit zu übernehmen. Ganz wichtig: Das gewohnte Futter mit nehmen - eine Futterumstellung muss langsam erfolgen.

3. Was spricht gegen den Tierversand?

  • Zwei meiner 6 Grauen wurden mir geliefert (vor Ort hat jemand die Haltung, Gesundheitszustand usw. geprüft). Das beauftragte Transportunternehmen, das extra Tierversand anbietet erfüllte nicht die staatlichen Verordnungen. Der Transportkäfig wurde in einem Transporter hinten auf die Ladefläche gestellt, NICHT gesichert. Der Laderaum war nicht klimatisiert. 
  • Man bekommt nicht mit, wie die Tiere eingefangen werden. Je nach Verkäufer geht es sanft oder auch rabiat zu.
  • Man weiß nicht, wie lange die Tiere schon vor der Abholung in der Transportbox sitzen. Die Tiere werden in der Regel innerhalb eines Zeitfensters abgeholt. Der Fahrer hat dann nicht die Zeit, abzuwarten, bis die Tiere frisch eingefangen werden.
  • Unnötig lange Transportzeit: Je nach Entfernung (hier muss die gesamte Fahrstrecke des Transporters gesehen werden. Normalerweise wird eine Tour gefahren, auf der verschiedene Orte angefahren werden. Das Tier kommt also nicht direkt von der Abgabestelle zu Ihnen), Abwicklung des Unternehmens und Verkehr, sind die Tiere sehr lange unterwegs. In aller Regel liest man hier immer: "Zustellung am Folgetag ..."
  • Wie wird mit dem Tier umgegangen?  Wird z.B. die Kiste geworfen? Wie ist der Fahrstil? Bei einem starken Bremsmanöver oder schnellen Kurven rutschen Tiere in der Kiste, nicht immer sind Sitzstangen angebracht.
  • Mit welchen Tieren werden Ihre Tiere gemeinsam im selben Auto transportiert? Je nach Art besteht eine potentielle Ansteckungsgefahr. Auch Parasiten können so ungewollt zu Ihnen kommen. Oder es kann zusätzlicher Stress für Ihre Papageien entstehen. Je nachdem, was in der Nachbarkiste kreucht und fleucht.
  • Versorgung: Wird beim Transport kontrolliert, ob Ihre Tiere auch wirklich noch Wasser haben?
  • Neben eigentlichen Transportkosten fallen bei einem Transportunternehmen noch die Kosten für eine spezielle Transportkiste an, die in der Regel aus Holz ist und eigentlich nicht mehr weiter verwendet werden kann. Holt man die Tiere selber ab, braucht man einen speziellen handlichen Transportkäfig.  Die auf den ersten Blick teure Investition dennoch sinnvoll. Ein Transportkäfig ist zwingend notwendig, um die Tiere zum Tierarzt zu bringen.

4. Wenn Sie sich trotzdem für einen Tierversand entscheiden sollten, beachten Sie bitte Folgendes:
  • In einigen Vogelforen gibt es inzwischen "Mitfahrservice" für Vogeltransporte. Mit etwas Geduld und natürlich finanzieller Beteiligung, gibt es Vogelverständige, die Ihnen Ihre Tier mitbringen bzw. eine Strecke entgegenkommen können. Ich gehe jetzt einfach mal davon aus, dass hier mehr auf die Tiere Rücksicht genommen wird, da es hier aus Überzeugung gemacht wird und nicht, um Geld zu verdienen.
  • Wählen Sie nur ein Versandunternehmen, das vom Veterinärsamt eine Zulassung zum Tierversand erhalten hat und das die gesetzlichen Regelungen auch einhält. Lassen Sie sich Referenzen geben.
  • Achten Sie auf die kürzestmögliche Transportzeit! Vermeiden Sie daher Unternehmen mit den Angaben "Lieferung am Folgetag ..." Abholung / Zustellung im "Zeitfenster"
  • Verzichten Sie in der heißen oder zu kalten Jahreszeit auf Tierversand. Eine Klimaanlage im Transportfahrzeug kann zwar für eine ausgeglichene Temperatur sorgen, kann aber auch Zug verursachen, der Ihre Tiere krank machen kann.
  • Lassen Sie sich den Transportbox genau beschreiben / Bilder zuschicken... seien Sie kritisch!
  • Fragen Sie nach, mit welchen anderen Tieren im selben Transportraum (nicht Kiste) Ihre Tiere transportiert werden.
Anmerkung: Angaben in diesem Beitrag aus eigener Erfahrung und von den Seiten einiger Tierversandanbieter im Internet. Das heißt nicht, dass es Versandunternehmen gibt, die sich an die vorgeschriebenen Regeln halten.

Wie bei allen meinen Beiträgen gilt auch hier: Nachahmung auf eigenes Risiko!


Stand 12.05.23

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