Achtung: Papageien sind sensible Tiere. Möchten Sie Käfigausstattung / Tagesablauf verändern, sollte dies immer langsam in kleinen Schritten erfolgen, um den Tieren nicht die Sicherheit zu nehmen. Es kann sonst zu Stresssituationen mit ernsten gesundheitlichen Folgen bzw. zu Verhaltensstörungen kommen!
Ihr Papagei will nicht mehr in den Käfig zurück?
Vielleicht findet man eine Lösung, wenn wir uns in die Lage des Vogels versetzten. Überdenken Sie Ihr Handeln Ihrem Tier gegenüber. Was für uns Menschen vielleicht normal erscheint, ist aus Sicht des Tieres oftmals eine Zumutung, obwohl dies vom Zweibeiner in keinster Weise böse gemeint ist.
1) Käfiggröße
2) Käfigbeschaffenheit
3) Ihre Stimmung
4) Ihr Verhalten
5) Tagesryhtmus
1) Käfiggröße:
Hier lege ich einen Finger in die Wunde: Ihr Tier hat die Nacht und etliche Stunden am Tag in einem Käfig verbracht, der in vielen Fällen zu klein ist, um überhaupt einen Flügelschlag zu tun (Beispiel: die Spannweite eines Graupapageien ist um die 70 cm, dazu ist noch ein Sicherheitsabstand zu den Stäben zu rechnen, da die Tiere versuchen, mit den Federn nicht an Hindernissen, z.B. Käfiggitter, anzustoßen). Es sind Stangen, Schaukeln, Spielzeug angebracht, die einem Flug im Weg sind. Hier finden Sie meinen Betrag zu einer sinnvollen Raumaufteilung in einer Voliere. Daher kann der Käfig nie groß genug sein! Zumindest ein kurzes Flattern von einem Ast zum nächsten muss auch im Käfig möglich sein. Klettern ersetzt keinesfalls die körperliche Anstrengung und Freude am Fliegen!Wie groß der Käfig mindestens sein sollte, lesen Sie in meinem Beitrag "Wie groß soll ein Papageienkäfig sein?"
Das bewusst provokative Plakat von PeTA zeigt etwas überspitzt aber dennoch treffend den täglichen Aufenthaltsort der meisten Vögel: einen viel zu kleinen Käfig! (Danke an PeTA, dass ich das Bild hier zeigen darf.)
© Marc Rehbeck
2) Käfigbeschaffenheit
Der Käfig ist von der Beschäftigung nicht sehr anspruchsvoll für Ihr Tier. Nach Rückkehr in den Käfig reicht ein kurzer Blick - alles ist beim Alten. Viele Käfige sind für den Menschen praktisch: Die Futternäpfe sind an festen Stellen angebracht. Auch Äste und Spielsachen sind in aller Regel an festen Stellen installiert. Wie langweilig! Schauen Sie sich ein Kinderzimmer nach ein paar Stunden Spiel der Kleinen an: Es herrscht Chaos, das aufgeräumte Zimmer ist in eine abwechslungsreiche Erlebniswelt verwandelt worden. Mal ehrlich: Wie sieht das Freiflugzimmer nach dem Freiflug aus? Sicherlich auch nicht mehr so ordentlich wie zuvor. Im Käfig geht dieses Umräumen jedoch nicht, da die Tiere ja nichts selber umhängen oder -räumen können. Für mich ist der übliche Käfig mit einem Laufstall für Kleinkinder vergleichbar. Es ist jedoch immer wieder davon die Rede, dass Papageien die Intelligenz eines 3-4 Jahre alten Kindes erreichen können - und Kinder in diesem Alter kommen nicht mehr in einen Laufstall. Die Kinder würden schlichtweg nicht im Laufstall bleiben, da es ihnen zu schnell langweilig wird - selbst wenn Sie ihm Spielzeug anbieten. Ein Papagei will auch nicht in seinem "Laufstall" bleiben - warum sollte er also dann überhaupt freiwillig zurück gehen? Es klingt nach viel Arbeit, es sind aber nur ein paar wenige Handgriffe für Sie und Ihre Tiere werden es Ihnen danken! Gestalten Sie den Käfig so, dass Sie täglich! Äste, Sitzseile, Spielsachen usw. umhängen können. Mit entsprechenden Aufhängungen ist dies in 1-2 Minuten erledigt. Auch Futter- und Wassernäpfe lassen sich an unterschiedlichen Stellen anbringen. Lassen Sie Ihre Tiere in dieser Zeit nicht in den Käfig. Denn auch dies fördert den Reiz, wieder hinein zu gehen. Bei mir sind die Grauen immer im Freiflug, während ich die Zimmervoliere umgestalte. Sie dürfen in dieser Zeit nicht zu mir / in den Käfig.
Werfen Sie die Festfutternäpfe aus dem Käfig und lassen Sie Ihre Tiere sich die komplette Festfutterration erarbeiten. (Achtung: Natürlich ist darauf zu achten, dass die Tiere nicht abnehmen.) Es gibt inzwischen so viele Möglichkeiten dazu. In meinem Shop finden Sie fertiges Spielzeug zur Futtersuche: https://www.etsy.com/de/shop/Papageienspielzeug?ref=shop-header-name&listing_id=1478453363.
3) Ihre Stimmung:
Jetzt kommen Sie und haben Zeit, Ruhe und Nerv, sich um Ihre Tiere zu kümmern. Damit sich Ihr Tier austoben kann und weil Sie sich mit ihm beschäftigen wollen, darf es aus dem Käfig. Haben Sie keine Zeit / Lust mehr, muss Ihr Tier zurück in den Käfig. Sobald es im Käfig ist, bekommt er vielleicht noch etwas zu fressen, ein paar Worte und dann widmen Sie Ihre Zeit wieder Ihrem Alltag.
Es klingelt, es kommt gleich eine Fernsehsendung, das Essen ist fertig, Sie müssen zur Arbeit ... Alles Punkte, die Sie zeitlich unter Druck bringen können. Sie sind etwas genervt, wollen, dass die Tiere so schnell wie möglich in den Käfig zurückgehen. Das Tier hat keine Lust dazu, sie werden noch mehr genervt. Natürlich spüren das Ihre Tiere! Sie verbinden das "Zurück in den Käfig" mit etwas Negativem: Ihrer schlechten Stimmung. Eigentlich logisch, dass auch dieses Verhalten nicht dazu beiträgt, dass ein Vogel gern in den Käfig geht. Auch unter Zeitdruck gilt: Lieber kurz ins andere Zimmer gehen, tief durchatmen und dann entspannt die Tiere zurückbringen. Meine Tiere spiegeln mir meine Stimmung sehr gut wider. Bin ich gelassen, sind sie es auch und umgekehrt.
4) Ihr Verhalten
Aufmerksamkeit gibt es grundsätzlich nicht nur während der Freiflugzeit. D.h. auch wenn die Tiere im Käfig sind, gibt es z.B. eine Krauleinheit, ein Lieblingsfutterstück aus der Hand, ohne dass die Tiere hinaus dürfen. Dabei kann auch ruhig die Käfigtür offen sein, aber die Tiere dürfen dann eben nicht hinaus. Ihre Tiere merken: Auch an diesem Ort kümmert sich Mensch liebevoll um mich.
5) Tagesrhythmus:
Sie sind auch sonst der "Bestimmer". D.h. Sie legen den Zeitpunkt und Zeitraum fest, wann und für wie lange Ihr Tier im Käfig sein muss. Wieder fällt mir hier der Vergleich zu Kindern auf: Niemand kommt auf die Idee, ein Kleinkind aus dem Schlaf zu reißen oder es vom Essen wegzuholen, damit es jetzt spielt. Nach dem Motto "Es kann ja nachher schlafen / essen, wenn ich keine Zeit mehr für es habe". Je nach Tagesablauf kann es bei Vögeln aber dazu kommen, dass die Freiflugphase in die Ruhezeit der Tiere fällt. D.h. es werden 2 Runden geflogen, dann wird beim Menschen / Freisitz weiter gedöst. Ist Vogel dann ausgeschlafen, will er sich austoben, aber Mensch hat keine Zeit mehr - es kommt zum Widerspruch, da der Vogel in seiner Aktivphase in den Käfig zurück soll. Achten Sie auf den Tagesrhythmus Ihrer Tiere. Dadurch können Sie viel Frust auf beiden Seiten vermeiden.
Zusammenfassung:
- Ein wirklich großer Käfig, der ein Mindestmaß an Bewegung zulässt ist ein Muss.
- Täglich gibt es nach dem Freiflug etwas Abwechslung im Käfig. Sei es ein umgehängter Ast, dass der Futternapf woanders steht oder ein neues Spielzeug.
- Papagei darf während des Freiflugs nicht in den Käfig.
- Ein Großteil des Trockenfutters muss im Käfig gesucht werden - also keinen einfachen Futternapf mehr.
- Das Lieblingsfutter gibt es grundsätzlich nur im Käfig
- Auch Lieblingsspielsachen werden nur im Käfig angeboten.
- Das Tier erhält auch im Käfig viel Aufmerksamkeit.
- Auf den Tagesrhythmus der Tiere wird Rücksicht genommen, d.h. wir Menschen planen die Freiflugzeit gezielt in der Aktivitätszeit der Tiere ein.
- Wir dürfen nicht genervt / unter Zeitdruck sein, wenn die Tiere zurück sollen.
- Überprüfen Sie den Standort des Käfigs: Zug, zu laut, zu unruhig?
Stand November 2013Ein Mann wird zum Wellensittich? Das mag verrückt klingen, wurde jetzt aber in einem Fotoshooting der Tierrechtsorganisation PETA Deutschland e.V. umgesetzt: Der Berliner Schauspieler Jacob Weigert (ehemaliger Hauptdarsteller der Sat.1-Telenovela „Anna und die Liebe“ und derzeit für die neue Sat.1-Serie „Es kommt noch dicker“ vor der Kamera) schlüpfte in die Rolle eines Wellensittichs, um sich gemeinsam mit der Tierrechtsorganisation PETA Deutschland e.V. für die Rechte unserer tierischen Mitbewohner stark zu machen. Im gemalten Federkleid, umgeben von vielen Vögeln und mit einem Bein im Käfig, protestiert Weigert gegen die quälerische Haltung von Tieren Dafür musste er lange in unbequemer Haltung ausharren: „Für mich war es einige Stunden anstrengend, für die Tiere ist es ein Leben lang Stress!“, so der engagierte Schauspieler. „Wenn Sie ein Tier aus dem Tierheim aufnehmen, achten Sie darauf, die Haltung tiergerecht zu gestalten. Aus Käfigen müssen Volieren und aus Plastikwohnungen naturnahe Lebensräume werden. Handelsübliche Käfige bleiben für Tiere Gefängnisse – auch wenn Zoogeschäfte diese als ,Vogelvilla‘ oder ,Kaninchensuite‘ vermarkten. Verweigert euch!“© Marc Rehbeck Käfigleid in Deutschland.
------------------ Anmerkung: Mit meinen Vergleichen Papagei / Kind will ich keinesfalls die Tiere vermenschlichen. Papageien sind aber einmal intelligenter als der durchschnittliche Hund / Katze usw. und daher müssen bei ihnen auch andere Massstäbe angelegt werden.
Stand 10.05.23
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