Tipps Ratgeber für Papageienhaltung Papageienblog Papageienspielzeug Vogelspielzeug Erfahrung Tests

Donnerstag, 15. Juni 2023

Milben -(Federlinge) Was tun? Probieren Sie Raubmilben! Erfahrungen.

(Dieser Artikel bezieht sich in erster Linie nur auf Vogelmilben. Lt. Herstellerangaben eignen sich Raubmilben auch zur Bekämpfung von Federlingen, hierzu habe ich jedoch keine Erfahrung.)

Auch Zimmervögel können von der gefürchteten Vogelmilbe befallen werden, auf die ich hier eingehe. Diese Blutmilben ernähren sich - wie der Name sagt - vom Blut des Wirtes (Vogel). Dies kann einerseits zur Schwächung (Blutverlust) und /oder zu Ansteckungen durch Übertragung von Krankheitserregern führen. An den Einstichwunden können unter anderem Juckreiz, örtlichen Infektionen, Pilzbefall auftreten. Auch kann ein Milbenbefall die betroffenen Tiere stressen, was deren Abwehrkräfte senken kann.

Trotz täglicher Kontrolle (als negatives Beispiel, wie schwer Parasiten zu entdecken sind), haben rote Vogelmilben eine Hühnerglucke von uns innerhalb von 1-2 Tagen derart geschwächt, dass sie es nicht überlebt hat. An diesen zwei Tagen war es gewitterig schwül heiß - optimales Wetter für eine unvorstellbare Bevölkerungsexplosion dieser Parasiten (trotz leider im nachhinein wirkungslosen Maßnahmen).

I) Wie können Vogelmilben zu Ihren Tieren kommen?
II) Was kann man vorbeugend gegen Vogelmilben tun?
III) Wie stelle ich fest, ob meine Tiere Vogelmilben haben?
IV) Bekämpfung
V) Spezial: Raubmilben


I) Wie können Parasiten zu Ihren Tieren kommen? Auch wenn Sie bisher zu den Glücklichen gehören, die bisher von diesen Parasiten verschont geblieben sind, kann es doch auch bei Ihren Zimmervögeln zu einem Befall kommen:

  • In wärmerer Zeit kommen viele Tiere auch mit der Außenwelt in Kontakt. Sei dies durch geöffnete (vergitterte) Fenster oder auch durch Aufenthalt in einer Außenvoliere / zeitweise Käfig im Freien. Dadurch können diese Parasiten zu Ihren Tieren kommen.
  • Auch wer seinen Tieren Äste / Kräuter / / Rinde / Moos / Samen ... von Draußen mitbringt, muss damit rechnen, dass Parasiten eingeschleppt werden. Selbst bei genauer Untersuchung des Gegenstandes, sind diese mit bloßem Auge oft nicht erkennbar.
  • Nachts sind Milben auf dem / am Tier unterwegs. Vereinzelte Milben können daher auch auf neuen Tieren sein, die Sie in Ihren Bestand aufnehmen.
  • Hier möchte ich noch einmal auf die Gefahr hinweisen, dass Parasiten auch durch gekaufte neue Produkte ins Haus kommen können. Siehe hierzu meine Beiträge "Augen auf beim Spielzeugkauf: Virus Ansteckungsgefahr!" und "Vogelgrippe"
So klein Vogelmilben auch sein mögen, sie können erstaunliche Wege laufen. Tagsüber verstecken sie sich in Ritzen oder Spalten - das könnte auch Papageienzubehör, Verpackungen ... sein. So kaufe ich z.B. kein Produkt mehr von einem Anbieter, der zur besseren Darstellung das zu verkaufende Zubehör in seiner (benutzten) Voliere oder sogar mit seinem Tier zusammen fotografiert. Häufig sind dies dann Einzelanfertigungen in Eigenregie. Es kann aber auch Ware von Markenherstellern betreffen, wenn bei der Lagerung nicht aufgepasst wird.

Meine Arbeit in einem renommierten Zoogeschäft in der Vogelabteilung hat mir klar gezeigt: Auch bei noch so viel Hygiene, bekannten kontrollierten Züchtern, Quarantäne und der Durchführung von regelmäßigen und unangekündigten Kontrollen durch Tierärzte, kann man zumindest Parasiten nie 100 % ausschließen. In diesem Zoogeschäft gab es daher eine klare räumliche Trennung zwischen Tieren und Zubehör. 

Wer also seine Ware oder auch Verpackungsmaterial . z.B. im Zimmer lagert, in dem auch die Papageien unterwegs sind, kann somit alleine auf diesem Weg Ihre Tiere gefährden. Einen Milbenbefall entdeckt man auch nicht gleich bei der ersten Milbe. Bis beim Verkäufer ein eventueller Schädling entdeckt wird, können inzwischen durch das Papageienzubehör eingeschleppte Parasiten Ihren Tieren schaden.
Vielleicht hat kein einziger Anbieter, der sein Produkt mit dem Tier / in seiner Voliere fotografiert oder im selben Raum wie seine Tiere lagert ein infiziertes Tier oder Parasiten bei seinen Tieren. Ich unterstelle hier auch keinem Verkäufer böse Absicht. Doch kann der Verkäufer in jedem Fall garantieren, dass seine Tiere parasitenfrei sind und keine Krankheitserreger weitergeben? Selbst bei gewissenhaften Papageienhaltern, die einmal im Jahr den Check auf Viren bei ihren Tieren vornehmen, kann sich dieses Tier danach ohne Kenntnis des Tierhalters anstecken und Krankheitserreger weitergeben bzw. Parasiten bekommen und abgeben.
Seien Sie daher kritisch bei der Auswahl Ihres Händlers.

Aus diesem Grund lagere ich das von mir gefertigte und angebotene Papageienspielzeug, das Sie hier online kaufen können, räumlich getrennt von den Tieren.


II) Was kann man vorbeugend tun?

Mir bekannte Methoden der Vorbeugung
  • Ich habe gelesen, dass man Parasiten durch Erhitzung im Ofen abtöten kann. Hier beginnt aber schon die Problematik: Ab wie lange und bei welcher Temperatur werden Parasiten / Krankheitserreger komplett vernichtet? Hier muss man auch zwischen einem frischen Ast und einem trockenen Produkt wie z.B. einem Korkstück unterscheiden. Nicht zu übersehen ist bei sehr hohen Temperaturen eine Brandgefahr der Gegenstände im Ofen. Des weiteren gibt es bei Papageien etliches Zubehör, das so groß ist, dass es nicht in den Ofen passt. Viele Sachen will ich den Papageien auch frisch geben, z.B. einen frischen Ast mit frischer Rinde, hierzu ist eine Behandlung im Ofen nicht geeignet.
  • Auch ein Aufenthalt über Nacht in der Gefriertruhe soll die Parasiten abtöten. Hier gilt die selbe Problematik wie im Ofen.
  • Ebenso mögen Milben wohl keine Dampfreinigerbehandlung.
  • Natürlich gibt es im Handel auch chemische Mittel zur Parasitenbekämpfung. Doch will ich diese wirklich auf etwas sprühen, was ich nachher den Vögeln zur Beschäftigung gebe?
  • Vielleicht haben Sie schon einmal von Kieselgur (auch Kieselguhr geschrieben) etwas gehört. Es handelt sich dabei um ein reines Naturprodukt, das durch die winzigsten Chitinpanzerritzen von Insekten / Spinnentieren in das Tier eindringt und es physisch zerstören. Bei der Schädlingsbekämpfung mit Kieselgur muss man die zu behandelnden Tiere komplett mit diesem Pulver (kleinstgemahlene fossile Kieselalgen) einpudern (und selber dazu eine Atemmaske mit Mikrofilter tragen). Aber Achtung: Hat man gerade brütende Tiere, darf es keinesfalls verwendet werden, da das Puder sich auch in die Poren der Eier absetzt und ich da schon Schlupfprobleme (bei Hühnern) hatte. Einen Vogel mit Kieselgur einzupudern halte ich auch nur bei sandbadenden Tieren - wenn überhaupt - für sinnvoll. Denn hier kann man Kieselgur dem Sandbad zusetzten wodurch sie die Tiere selber "einpudern". Aber weder bei einer Ente, noch bei einem badenden / duschenden Papagei ist das Pulver effektiv, da es nur im trockenen Zustand wirkt. 
Man kann aber die Umgebung mit Kieselgur einstäuben. So z.B. in Ritzen, dort wo die Äste an den Gitterstäben / Wand befestigt sind. Auch bei frei hängenden Schaukeln gibt es genug Möglichkeit, das Puder einzubringen.
  • Raubmilben (ausführliche Informationen weiter unten Punkt V)

III) Woher weiß ich, ob meine Vögel bereits Blutmilben haben? Befall erkennen.

  • Das erste Merkmal könnte sein, dass sich Ihre Vögel auf einmal vermehrt kratzen (das kann aber auch eine zu geringe Luftfeuchtigkeit auslösen). 
  • Durch die Belastung mit diesen Parasiten steigt der Kalorienbedarf, d.h. befallene Vögel fressen mehr. 
  • Wenn Sie unsicher sind, ob in Ihrem Käfig Vogelmilben sind, können Sie dies einfach testen: Sie legen unter die Schlafplätze der Tiere weißes Papier / Tuch aus. Finden Sie am nächsten Tag dort kleine Punkte, kann dies der Kot von Vogelmilben sein.
  • Wickeln Sie z.B. ein paar Blätter WC-Papier locker am Rand zwischen Wand und Nacht!-Schlafsitzstange der Tiere und befestigen das Papier z.B. mit einem Draht. Bei Milbenbefall ist es sehr wahrscheinlich, dass sich nun auch einige in diesem angebotenen Versteck zurückgezogen haben. Wenn Sie es tagsüber vorsichtig abrollen, sehen Sie es schon krabbeln.
Mit dieser Methode können Sie auch meistens die Schwere des Befalls abschätzen, was für eine Bekämpfung wichtig ist. 


IV) Bekämpfung von Blutmilben

  • Hitze, z.B. Dampfreiniger oder abflammen
  • Chemische Schädlingsbekämpfung
  • biologische "Hausmittel", z.B. ätherische Öle wie Nussbaumblätter
  • Kieselgur (siehe hierzu oben unter Punkt II)
  • Raubmilben (siehe hierzu unten Punkt V)
Meine persönliche Erfahrung: Diese Methoden können unterstützend eingesetzt werden. In der Praxis habe ich aber erlebt, dass man mit einigen aufgezählten Maßnahmen nicht alle Blutmilben erwischt. Aus Unwissenheit griffen wir beim Milbenbefall unserer Hühner zu den uns empfohlenen Maßnahmen: Stall neu kalken, Desinfizieren, abflammen, frische Nussblätter aufhängen, Kieselgur... Doch immer wieder kamen die Vogelmilben. 

Ob der Neubefall durch Wildvögel oder hartnäckige Restmilben verursacht wurden weiß ich nicht.

Auch bei meiner Arbeit in einem Zoogeschäft in der Vogelabteilung habe ich miterlebt, wie hartnäckig sich die Milben trotz massivster Bekämpfung weiter vermehrten.

Man unterschätzt als Mensch, was für einen Bewegungsraum diese Tiere haben! Zwischen ihrem Versteck bei Tag und Ihrer Nachtmahlzeit (Vogelblut) können schon ein paar Meter liegen.

Sowohl in meinem Hühnerstall als dann auch im Zoogeschäft hat nur eine Methode langfristig und erfolgreich geholfen: Der Einsatz von Raubmilben.


V) Raubmilben

In der freien Natur gibt es einen natürlichen Feind für rote Vogelmilben: Raubmilben. Diese ernähren sich von Blutmilben. Was liegt also näher, als diese gegen die ungewollten Milben einzusetzen?

Das praktische an den Raubmilben: Sie sind auch tagsüber aktiv. Sie ernähren sich nicht von den Vögeln / Reptilien sondern fressen Tiere, die wir Menschen als Schädlinge einstufen - unter anderen die Vogelmilben. Setzt man Raubmilben in die Voliere, sieht man es innerhalb kürzester Zeit - je nach Befall - vor Blutmilben wimmeln. Es ist aber nicht so, dass sich diese jetzt vermehrt haben. Sie werden schlicht und einfach von den Raubmilben gejagt, somit aus den Verstecken getrieben und von diesen dann gefressen.

In dem Zoogeschäft, in dem ich gearbeitet habe, gab es einen Befall der Vögel durch Vogelmilben. Das Unternehmen ging auf meinen Vorschlag ein und Raubmilben wurden als Bekämpfung eingesetzt. Es war natürlich eine Aufklärung der Kunden nötig, da man Raubmilben auch tagsüber rumkrabbeln sieht. Doch keine andere Methode der Bekämpfung von Vogelmilben kam an die Effektivität der Raubmilben heran.

Diese Raubmilben bekommt man online bei vielen Anbietern.

Vorteile:
  • biologische Schädlingsbekämpfung, die für alle Betroffenen - außer für die Schädlinge :) - ungefährlich ist
  • Raubmilben gehen und kommen dort hin, wo sich Blutmilben verstecken und sind damit absolut effektiv, bei mir privat 100 % Wirkung, ebenso in der Zoohandlung.
  • Kein Zeitaufwand mehr für den Zweibeiner für die Schädlingsbekämpfung. 
  • Auch vorbeugend unbedenklich einsetzbar (bei meiner Außenvoliere seit Jahren vorbeugend im Einsatz). 
  • Ich hatte nur 1-2 mal im Jahr die Anschaffungskosten eines Starterpakets mit Raubmilben. Der Raubmilbenbestand passt sich dem Parasitenvorkommen automatisch an.
Nachteile:
  • Aktivität der Raubmilben und damit aktive Schädlingsbekämpfung ist temperaturabhängig
  • Raubmilben vertragen keinen Frost und sterben bei zu tiefen Temperaturen.
  • Paralleler Einsatz von Chemie ist nicht möglich, da hier ja auch Raubmilben getötet werden. Dies muss man auch bedenken, wenn man zuvor schon Chemie eingesetzt hat.
  • Hat man vor dem Einsatz der Raubmilben Kieselgur im Einsatz gehabt, können Überreste davon auch Raubmilben töten.
  • Blutmilben saugen das Blut der Vögel. Je nach Futterzusätzen, gehen diese in das Blut und damit in die Blutmilben über. Frisst eine Raubmilbe eine Blutmilbe, bekommt sie diese Futterzusätze teilweise ab. Bei einigen Zusatzstoffen kann es sein, dass die Blutmilben sie vertragen, die Raubmilben aber daran sterben. Hier kann Ihnen aber sicherlich der Züchter der Raubmilben Auskunft geben. 
  • Je nach Räumlichkeiten kann es schon mal vorkommen, dass außerhalb der Voliere Raubmilben auftauchen, diese auf die Hand vom Menschen kommt. Ist nicht jedermanns Sache, schadet aber weder Mensch noch Säugetier, Vogel oder Reptil.

Nachahmung wie bei allen meinen Beiträgen auf eigenes Risiko!

Stand 16.05.23


1 Kommentar: