Wie bekomme ich meinen Papagei dazu, neues Futter zu fressen? - Selektivfressen abgewöhnen
I) Situation
II) Folgen
III) Lösungsvorschläge
1. Gewöhnung an neues Futter
1.1 Trockenfutter
1.2 Nassfutter
2. Möglichkeiten, die schlechte Laune der Tiere zu kompensieren / mildern abzuwehren
I) Situation
Alltag in vielen Papageienhaushalten:
Die Tiere stürzen sich hungrig auf Sonnenblumenkerne und Nüsse. Vom Frischfutter wird ein Lieblingsobst, überhaupt kein Gemüse aufgenommen. Anderes Futter wird ignoriert oder aus dem Napf geworfen. Dieses Fressverhalten nennt man auch "Selektivfressen" - es wird nur beliebtes Futter zu sich genommen.
Papageien sind sehr intelligente Tiere. Die meisten haben ihre Halter - also vielleicht auch Sie - in ihrem Sinn erzogen. D.h., dass der Futternapf immer wieder mit frischem Futter aus der Tüte nachgefüllt wird, auch wenn nur die Nüsse und Sonnenblumenkerne aufgefressen wurden.
II) Folgen
Achtung: Dieses Selektivfressen ist für die Tiere extrem schädlich. Es ist eine einseitige, viel zu fette Ernährung. Diese kann zu massiven gesundheitlichen Schäden führen. Angefangen von Fettleibigkeit und der daraus folgenden Bewegungsarmut, Leberverfettung - die zum Rupfen führen kann … Viele dieser Tiere haben eine um Jahrzehnte verkürzte Lebenserwartung.
III) Lösungsvorschläge
Darum müssen wir Papageienhalter unsere Tiere nun dazu bringen, auch das ungeliebte Futter zu fressen. Nur wie?
Nachfolgende Tricks sollen Ihnen dabei helfen.
Natürlich bedeutet dies für den Menschen mehr Arbeit. Doch die Gesundheit Ihrer Tiere sollte Ihnen diese wert sein. Es empfiehlt sich, das Tier vorab vom Tierarzt checken zu lassen. Sollte Ihr Tier krank sein, muss entsprechend Rücksicht genommen werden.
Außerdem bedarf es auch einiger Hartnäckigkeit und guter Nerven. Denn die Tiere werden alle Register ziehen, um doch an das gewohnte Futter zu kommen. Dies fängt mit Kreischen und Schreien an. Kann aber auch bis hin zu Aggressionen mit Beißen gehen. Es gibt aber genug Möglichkeiten, diese schlechte Laune der zu Beginn hungrigen Tiere umzulenken. Und keine Angst: Ich habe beim Tierarzt nachgefragt. Auch dieser hat noch nie von Papageien gehört, die vor dem vollen Futternapf verhungert sind.
Haben sich Ihre Vögel an unterschiedliches Futter gewöhnt, werden sie dennoch ihr Lieblingsfutter haben. Hier biete ich 24/7 Trockenfutter im normalen Futternapf an, das sie nicht so gern mögen. In Spielzeug versteckt (hier zu kaufen: https://www.etsy.com/de/shop/Papageienspielzeug?ref=seller-platform-mcnav/) oder an Plätzen, die sie nicht so gerne mögen gibt es dann das andere Spielzeug.
1. Gewöhnung an neues Futter
(Hier finden Sie eine Zusammenfassung eines Tierarztes, welches Futter geeignet ist: https://www.dr-opelt.de/vogel.htm (falls der Link nicht funktioniert hier: https://papageienspielzeug.blogspot.com/2023/04/quelle-dr.html)
1.1 Trockenfutter
Die Tricks funktionieren natürlich nur, wenn die Tiere nicht unbegrenzt Zugang zu anderem Futter als Ausweichmöglichkeit haben.
1.1.1 Geben Sie Ihren Papageien von Anfang an unterschiedliches Futter. D.h. kaufen Sie zu Beginn immer wieder das Futter eines anderen Herstellers. So werden die Tiere gleich damit groß, immer neues Futter vorzufinden. Der Übergang zum anderen Futter darf nicht zu radikal sein. D.h. reduzieren Sie dazu das gewohnte Futter und geben den entsprechend fehlenden Anteil vom neuen Futter dazu.
1.1.2. Füttern Sie nur die vom Hersteller - besser noch die vom vogelkundigen Tierarzt - empfohlene Menge. Hat Ihr Tier das gewohnte Futter selektiv gefressen, wird es das andere Futter fressen müssen, wenn Sie nicht wieder frisch auffüllen. Dadurch gewöhnt es sich an das ungewohnte Futter. Bleiben Sie hier bitte hart (auch hier gilt: nur bei gesunden Tieren und in Absprache mit Ihrem vogelkundigen TA)! Hier sind Sie mehr gefragt als Ihre Papageien. Erwarten Sie von Ihren Tieren nicht, dass diese schon wissen, was für sie gesund ist. Sie lassen ein Kind auch nicht unbegrenzt Chips und Schokolade essen ….
1.1.3 Füttern Sie Sonnenblumenkerne und Nüsse getrennt vom Restfutter. Die fetthaltigen Nüsse und Sonnenblumenkerne werden dann nur in wirklich schwer erreichbarem Futtersuchspielzeug angeboten. In manchen Fällen kann es auch schon reichen, wenn das fetthaltige Futter in einem Napf, der auf dem Boden steht, angeboten wird. Die Tiere halten sich instinktiv ungern auf dem Boden auf. (Mit Boden meine ich den Zimmerboden. Geht Ihre Voliere nicht bis zum Zimmerboden, funktioniert dieser Trick in aller Regel nicht.) Das übrige Futter wird im gewohnten Futternapf gegeben. Sie können entweder die Sonnenblumenkerne selber aussortieren (mache ich immer nebenbei, wenn ich z.B. einen Film sehe). Es gibt inzwischen auch Anbieter im Internet, bei denen man sich das Futter selber zusammenstellen kann. Hier ist der Kauf eines Basisfutters ohne Sonnenblumenkerne und der Extratüte mit Sonnenblumenkernen möglich. Toll fände ich den Service der gängigen Futtermittelhersteller, wenn sie zu Beginn das Futter entsprechend trennen würden - habe ich aber leider noch bei keinem gefunden.
1.1.5 Basteln Sie mit dem ungeliebten Futter Spielzeug:. Verstecken Sie es z.B. in einer Blankostreichholzschachtel, wickeln Sie es in Bonbonpapier oder Toilettenpapier. Machen Sie in eine alte Toilettenpapierrolle (diese muss vorher steril gemacht werden) mit einer spitzen Schere kleine Löcher und stecken in diese Futter.
1.1.6 Es gibt durchaus Trockenfutter, das Sie gemeinsam mit Ihren Papageien essen können. Papageien sind Schwarmtiere. Sie sind grundsätzlich an dem interessiert, womit Sie sich beschäftigen. Wenn Sie vor den Augen der Tiere das Futter essen (Sie müssen es ja nicht wirklich essen, es reicht schon, wenn Sie nur so tun als ob). Es gibt Papageienhalter, die Ihre Tiere ohnedies aus dem Mund das Essen holen lassen. Diese können gezielt das ungeliebte Futter aus ihrem Mund anbieten. (Mein vogelkundiger Tierarzt hält nichts davon, da sich die Tiere dadurch wohl auch Krankheiten einfangen können.)
1.1.7 Meine Grauen lieben Obst- oder Gemüsesaft über alles. Neues Futter gebe ich häufig einfach in eine Schüssel mit Obstsaft. Sie überlegen dann nicht lange sondern fressen.
1.1.7 Meine Grauen lieben Obst- oder Gemüsesaft über alles. Neues Futter gebe ich häufig einfach in eine Schüssel mit Obstsaft. Sie überlegen dann nicht lange sondern fressen.
1.2 Nassfutter
Die Tricks funktionieren natürlich nur, wenn die Tiere nicht unbegrenzt Zugang zum Trockenfutter als Ausweichmöglichkeit haben. Grundsätzlich gilt für jedes Nassfutter: es muss engmaschig kontrolliert werden, weil es - je nach Wetter - schnell verderben kann.
1.2.1 Häckseln Sie das Futter klein. Wenn Sie ungeliebtes Futter mit geliebtem Futter mischen, ist ein Selektivfressen für die Tiere umso schwieriger, je kleiner es ist. Frisst Ihr Tier trotzdem selektiv, können Sie ruhig zu Beginn einen Brei daraus machen. Bitte darauf achten, dass das Futter nicht zu lange im Käfig bleibt, es verkeimt schneller als größere Stücke. Haben Sie einen Entsafter können Sie einen Saft aus einer Mischung ungewohntes/gewohntes Nassfutter zubereiten und statt Trinkwasser anbieten. Auch so gewöhnen sich die Tiere an ungewohnten Geschmack. Die Trinkschüsseln sollten dann aber so klein sein, dass das Tier nicht darin baden kann. Und Badewasser sollte nicht durchgehend angeboten werden, da die Tiere sonst natürlich das Badewasser trinken. Dennoch darf man nicht darauf verzichten, ihnen nach einer kleineren Pause, wieder Badewasser anzubieten.
1.2.2 In Obst- oder Gemüsestückchen lassen sich sehr gut Sonnenblumenkerne verstecken. Werden diese aus dem Obst / Gemüse herausgeholt, kommt der Vogel automatisch mit dem ungeliebten Futter in Berührung (mit der Zunge) und gewöhnt sich langsam an das neue Futter.
1.2.3 Bauen Sie das Futter in Spielzeug ein - oder daraus Spielzeug. So lassen sich Möhrenscheiben, Broccoli, Blumenkohl, Gurkenscheiben, Sellerie, Knoblauch, Fenchel, Paprika usw. wunderbar auf Draht aufspießen. Dazwischen Strohhalme / Papierschnipsel / Holzperlen …. Frische Äste mit Laub laden ebenfalls zum Spielen ein. Vom Laub wird dann auch gekostet. Schneidet man eine Paprika vorsichtig auf, kann man den Deckelt mit den Kernen anbieten. Auch dies lädt zum Spielen / Kosten ein. Meine Erfahrung hat mir gezeigt, dass die im Handel angebotenen Fruchtspieße nicht so geeignet sind. Sie sind einfach zu dick. Kleine Stücke lassen sich dadurch nicht / schlecht aufspießen. (Edelstahl)draht hat sich hier viel mehr bewährt. Auch Körbe aus Metall halte ich dafür geeignet. Ein Beispiel hier: https://papageienspielzeug.blogspot.com/2023/03/futterkorb-aus-edelstahl-edelstahlkorb.html
1.2.4 Papageien sind Schwarmtiere. Sicherlich ist Ihnen schon aufgefallen, dass Ihre Tiere den Futternapf aufsuchen, sobald sie Sie essen sehen. Außerdem sind sie futterneidisch. Futtern Sie also gemeinsam mit Ihren Tieren Gemüse. Irgendwann werden sie mitfressen.
1.2.5 Füttern Sie lieber mehrfach am Tag kleine Mengen, je mehr Futter im Futternapf ist, desto mehr wird aus dem Napf geworfen. Ich stelle mir hierzu immer meinen Wecker und füttere 4-5 x im Tag. Damit ich unterm Strich nicht zu viel verfüttere, messe / wiege ich die so aufgeteilte Ration ab. D.h. ich nehme alte Marmeladegläser und portioniere mit Waage / Messbecher für ein paar Tage die Futtermenge.
2. Möglichkeiten, die schlechte Laune der Tiere zu kompensieren / abzuwehren
2.1.2 Leiten Sie die Aggressionen um: Bieten Sie Ihren Tieren neben den Futternäpfen so viel Schredderspielzeug wie nur möglich an. Das muss auch nichts Besonderes sein. Es reicht z.B. ein alter Karton, der zusammengelegt durch die Käfigstäbe gesteckt wird. Auch der Plapperball hat sich hier bei uns sehr bewährt.
2.1.2 Bieten Sie Ihren Tieren noch mehr Freiflug an. Meine Grauen sind deutlich!! aktiver, wenn sie (vor vollem Futternapf) hungrig sind.
2.1.2 Bieten Sie Ihren Tieren noch mehr Freiflug an. Meine Grauen sind deutlich!! aktiver, wenn sie (vor vollem Futternapf) hungrig sind.
2.1.3 Meine Grauen sind in dieser Zeit wahrnehmbar schlecht gelaunt. Wenn sie bei mir dann auf der Hand / Schulter sind, wollen sie immer sehen, was in meinem Mund ist (was ich nicht zulasse). Auch zwicken sie dann schon mal richtig fest ins Ohr, die Nase … Werden Sie von den Tieren aggressiv angeflogen, "schütteln" sie diese ab und ignorieren sie. Am besten ist es natürlich, sie erst gar nicht auf sich landen lassen. Dazu reicht es normalerweise, wenn man den Arm schützend schnell hochnimmt und sich wegdreht.
2.1.4 Verhalten Sie sich so normal wie nur möglich. Ignorieren Sie unerwünschtes Verhalten wie Kreischen oder Schreien. Achtung: Auch negative Beachtung ist eine Beachtung und wird von Ihren Tieren als Erfolg verbucht. Fressen ja oder nein sollte etwas ganz normales ohne große Sorge sein.
Fazit: Sie können durch Ihr handeln mit beeinflussen, ob Sie Ihre (gesunden) Tiere dazu bekommen, neues Futter zu fressen.
Wie bei allen meinen Beiträgen gilt: Nachahmung auf eigenes Risiko. Fragen Sie im Zweifel Ihren vogelkundigen Tierarzt.
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